Freundschaft lebt von Begegnungen, Gesprächen und gemeinsamen Erinnerungen. Doch was, wenn die Menschen, die uns am Herzen liegen, scheinbar nie Zeit haben? Ständig heißt es: „Melden wir uns bald“, „Gerade so viel los“ oder „Vielleicht nächste Woche“ – und doch verstreichen Monate, ohne dass man sich sieht.
Das kann enttäuschend und verletzend sein. Man fühlt sich unwichtig oder zweitrangig. Aber oft steckt mehr dahinter: ein voller Terminkalender, Stress, Verpflichtungen, vielleicht auch einfach eine andere Vorstellung davon, wie viel Kontakt eine Freundschaft braucht. Manche Menschen sind überzeugt, wahre Freundschaft halte auch lange Funkstille aus – während andere regelmäßige Nähe brauchen, um sich verbunden zu fühlen.
Entscheidend ist, ehrlich mit sich selbst und miteinander zu sein. Brauche ich mehr Verbindlichkeit? Oder kann ich akzeptieren, dass diese Freundschaft lockerer ist? Gespräche über Erwartungen können Klarheit schaffen. Manchmal stellt sich heraus, dass der Wille zur Nähe da ist – aber Organisation und Prioritäten im Weg stehen.
Und wenn man merkt, dass man immer nur wartet und die Waage dauerhaft einseitig ist? Dann darf man auch loslassen. Freundschaft sollte Kraft geben, nicht dauerhaft Energie entziehen.
Vielleicht liegt darin eine leise Botschaft: den Blick für Menschen zu öffnen, die Zeit haben – und die diese Zeit auch gern mit uns teilen.